Was ist Glück, was ist Pech?
Der norwegische Schi-Philosoph hat ja ebenso wie sie sowohl sportliche Höhenflüge erlebt als auch schwere Verletzungen zu verkraften. Solche Rückschläge lehren einen, dass nicht nur das Glück ein Vogerl, sondern auch der Erfolg ein sehr flüchtiges Gas ist. Beide lassen sich nicht festhalten und erst recht nicht herbeizwingen.
Ob ein Ereignis in meinem Leben ein Glück oder Pech ist, das kann ja meistens erst rückblickend, mit entsprechendem zeitlichem Abstand beurteilt werden, wenn ich sehe, in welcher Weise es den Verlauf meines Lebens beeinflusst hat, ob es mir geholfen hat, ein glücklicherer Mensch zu werden oder mich davon abgehalten hat. Und da kann sich so manches, was ich momentan für ein Unglück halte, als Glücksfall erweisen. Nicht umsonst sagt die Tante Jolesch in Friedrich Torbergs Anekdotensammlung: „Gott soll einen hüten vor allem, was noch ein Glück ist.“
Damit mein Leben glücken kann, ist es nicht so entscheidend, dass ich Glück habe, sondern viel eher, dass ich alles, was mir widerfährt, so annehmen kann, dass ich daran wachsen und reifen kann. Etwa mit der Haltung: Was auch immer geschieht, es dient dazu, mich zu einem glückenden, erfüllten Leben zu führen. Es fällt auf, dass Jesus in den Seligpreisungen der Bergpredigt gerade solche Menschen in den Blick nimmt, denen nach gängiger Einschätzung nicht unbedingt das Glück hold ist: die Armen, die Trauernden, die nach Gerechtigkeit dürsten, die verschmäht und verfolgt werden. Auch hier sind es Menschen, die nicht auf das große Glück warten, sondern sich ihre eigene Armut eingestehen können, Mitgefühl empfinden, friedfertig und wahrhaftig leben. Es sind diejenigen, die nicht mit ihrem Schicksal hadern und sich einfach damit abfinden, wie unfair das Leben ist, sondern sich dafür einsetzten, dass diese Welt für alle ein gerechterer, lebenswerterer Ort wird. Das Glück findet nicht, wer es für sich selbst sucht und ihm verbissen nachjagt, sondern eher, wer andere glücklich macht.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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