Mit Gott weite Sprünge machen
Aufhorchen ließ die unbekümmerte Dornbirnerin mit bewegter Lebensgeschichte schon davor bei einem Interview in der ORF-Sendung „Sport am Sonntag“, in dem sie freimütig erzählte, welche Bedeutung Gott für ihr Leben hat: „Dass es jetzt so läuft, ist einfach unglaublich. Wenn ich alles Menschenmögliche gebe, gibt Gott auch noch etwas dazu, denn es ist schon ein kleiner Teil Wunder dabei in meiner Geschichte.“ Und als die Moderatorin Karoline Rath-Zobernig nachfragte, welche Rolle der Glaube für sie spiele, antwortete die Schispringerin: „Gott spielt in meinem Leben keine Rolle, er ist der Regisseur. Er hat es im Griff und ich glaube fest daran, dass er einen guten Plan hat für mein Leben, dass ich nie tiefer fallen kann als in seine Hand. Ich bin geliebtes Kind von ihm und das ist leistungsunabhängig. Das gibt einfach Sicherheit. In einer Welt, in der wir alle nach Leistungen beurteilt werden, gibt es mir als Mensch einen Wert, der viel tiefer geht. Und auf dem Wert, auf der Basis kann ich aufbauen, kann Gas geben, kann mich schinden im Krafttraining und kann immer wieder Schritt für Schritt gehen in dem Glauben, dass meine Geschichte weitergeht und dass sie gut endet.“
Nachdem sie in der Vergangenheit phasenweise mit den Strukturen und Mechanismen im Spitzensport gerungen hatte, habe Pinkelnig inzwischen gelernt, Kämpfe, die nicht ihre sind, nicht zu kämpfen. „Das zu unterscheiden, war auch ein Prozess. Ich mache jetzt einfach meinen Job. Alles andere müssen andere regeln. Mein Job ist es, dass ich weit springe, dass ich laut juble, dass ich eine gute Teamkollegin bin, dass ich mit Respekt und Wertschätzung mit den Menschen umgehe, mit denen ich arbeite. Und das mache ich im Moment sehr, sehr gut.“ Große Hochachtung vor diesem mutigen und ermutigenden Glaubenszeugnis!
Im Psalm 18 beten wir: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern.“ (Ps 18,30) Die Übersetzung des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber drückt es noch passender aus: „Mit meinem Gott erspringe ich die Schanze.“ Der wird zwar nicht das Schispringen im Blick gehabt haben, dennoch wünsche ich Eva Pinkelnig mit diesem Vers, dass sie mit Gott noch viele weite Sprünge macht – in Planica und auch in ihrem Leben.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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