Was in Erinnerung bleibt
Bei Manprit Sarkaria war es am Sonntag beim ÖFB-Cup-Finale in Klagenfurt eine vergebene Torchance. Nachdem er aus kurzer Distanz das leere Tor verfehlt hat, dachte der Offensivmann des SK Sturm Graz: „So möchte ich nicht in Erinnerung bleiben.“ Der Impuls, diese Schmach von sich abwenden zu wollen, motivierte ihn zu einer fußballerischen Glanzleistung. Sarkaria erzielte in der Folge zwei Tore und durfte seinen ersten Titel feiern. In Erinnerung bleiben wird er mit Sicherheit als der große Matchwinner des Abends.
So kann ein Missgeschick oder ein Fehler unverhofft zu einer Gnade werden, zum Einfallstor für etwas ganz Besonderes. So kann sich eine Schwäche in Stärke verwandeln und dazu führen, dass ein Mensch über sich hinauswächst. Damit das passieren kann, ist es entscheidend, in einem solchen Moment nicht an sich zu zweifeln, in Selbstmitleid zu verfallen und der verpassten Gelegenheit nachzutrauern, sondern unerschütterlich an der Überzeugung festzuhalten, es besser zu können, und darauf zu vertrauen, dass sich noch eine Chance auftut, um dies zu zeigen. Sie lässt sich nicht erzwingen, aber oft genug wird ein solcher Kraftakt des Willens belohnt. Sehr schön drückt dies auch das Motto dieses Cup-Bewerbs aus: „Glaube. Wille. Mut.“
All dies konnte Sturm-Trainer Christian Ilzer seiner Mannschaft mit auf den Platz geben. Vor dem Match zeigte er den Spielern Bilder aus der Fankurve, um ihnen vor Augen zu stellen, was ein Cupsieg bewirken kann und was er den Fans bedeutet. Und zur Pause, als es noch 0:0 stand, motivierte er sie in der Kabine: „Dieses Spiel findet nur heute statt. Jeder legt noch ein paar Prozent dazu, dann kann der Verlauf auf unsere Seite kippen.“ Auch das ist wichtig: Die ganze Aufmerksamkeit muss dem Jetzt gelten, dem, was ich momentan tue. Dann kann es gelingen, etwas zu schaffen, das lange in Erinnerung bleibt – verbunden mit großen positiven Emotionen –, und für viele zur Inspiration wird.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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