Schwerelosigkeit erleben
Darin liegt der Reiz vieler Sportarten, dass sie mit den Elementen und Kräften der Natur spielen, dass sie zwischen Erdanziehung und Fliehkraft, Masse und Geschwindigkeit, Auftrieb und Abtrieb jenen Punkt ausloten, an dem sich all diese Kräfte gegenseitig aufheben und momenthaft ein Zustand der Schwerelosigkeit eintritt.
Ob beim Schifliegen oder beim Windsurfen, ob auf dem Skateboard oder im Formel-1-Auto, ob beim Fallrückzieher eines Fußballers oder in der überhängenden Kletterwand, ob beim Snowboarden, Trampolinspringen oder Paragliden – überall geht es darum, der Schwerkraft ein Schnippchen zu schlagen. Und wir bewundern die Meister der jeweiligen Disziplinen, wenn sie spielerisch die Gesetze der Physik außer Kraft setzten. Wenn jemand sein Sportgerät beherrscht, eine ausgefeilte Technik hat und die Bewegungsabläufe gut eingeübt sind, dann sieht alles ganz leicht aus. Sehr wichtig sind dabei auch der felsenfeste Glaube, dass das Vorhaben gelingt, und das unerschütterliche Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sowie in das Material. Mit diesen Zutaten lässt sich im Sport wunderbar – zumindest kurzzeitig – die Schwerelosigkeit erleben – was sonst nur in den Weiten des Weltalls möglich ist.
Ich kann mir gut vorstellen, dass etwas ganz Ähnliches gemeint ist, wenn die Bibel von der Himmelfahrt Jesu Christi erzählt. Er wird nicht einfach gleich einem Heißluftballon in hohe Lüfte entschwebt sein, wie man das oft auf Darstellungen in Kirchen sehen kann. Aber die Erfahrung der Auferstehung hat wohl seine Existenz ganz elementar verwandelt. Alles Dunkle in seinem Leben ist bis in die hintersten Winkel von hellem Licht durchflutet worden, alles Schmerzvolle geheilt, alles Tote, Erstarrte und Abgestorbene bis in die letzte Faser mit Leben erfüllt. Wer dies erlebt hat, muss von einer ungekannten Leichtigkeit erfasst werden, so dass all das Erdenschwere, das uns in unserem Leben niederdrückt, nach unten zieht und zurückhält, ihn nicht mehr erreichen kann. Wenn wir der Wirklichkeit der Auferstehung trauen, kann das auch unser Leben leicht machen, unser Gemüt emporheben und uns in die richtige Balance bringen.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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