Das Äußerste und das Innerste
Urlaubsorte sind Sehnsuchtsorte, die tief in unserer Seele etwas anrühren und zum Klingen bringen, das wir vielleicht lange zu sehr vernachlässigt haben. Für viele gehören auch sportliche Aktivitäten als fixer Bestandteil zur Urlaubsgestaltung. Während die einen dabei Entspannung, Entschleunigung und das innere Gleichgewicht suchen, sind andere auf das große Abenteuer aus, auf Nervenkitzel und den ultimativen Kick. Auch darin zeigt sich, was einem im alltäglichen Leben fehlt. Das mit der Ruhe ist ja nicht so leicht. Manche fühlen sich gerade im Urlaub unruhig und umhergetrieben, brauchen Ablenkung und Zerstreuung und lassen sich von Animateuren auf Trab halten. In der Stille liegt auch eine Bedrohung. Ich muss es erst aushalten, wenn einmal nichts los ist.
Denn dann begegne ich mir selbst. Und das mag für manche keine angenehme Vorstellung sein. Aber es ist eine sehr heilsame Übung. Jesus ruft den Menschen, die müde und erschöpft durchs Leben gehen, zu: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28). Bei ihm können wir jene innere Ruhe finden, nach der unsere Seele sich sehnt. Ja, mehr noch, er kann uns beleben, aktivieren, aufmuntern und uns Flügel verleihen. Die Nähe Jesu verspricht eine Wirkung, die besser ist als bei jedem Energy-Drink, bei ihm erwachen wir so richtig zum Leben. Er befreit uns von all den mühseligen Dingen, die wir uns – meistens selbst – aufhalsen, indem er uns zu erkennen gibt, worum es eigentlich geht im Leben. „Meine Last ist leicht“, sagt er weiter.
Jesus legt mir keine Last auf, die ich nicht tragen könnte. Die Ruhe für die Seele, die er jenen verspricht, die seinen Weg mitgehen, ist eine tiefe Gelassenheit. Die kommt aus der Gewissheit, dass ich nicht alles alleine tragen und vollbringen muss. Sie lässt mich entdecken, dass ich in meinem Leben geführt werde und dass es jemanden gibt, der es im Innersten zusammenhält. Auf dieses Innerste muss ich sorgsam achten, sonst wird das Äußerste mir zur Plage. Eugen Roth sagt in einem Vierzeiler: „Ein Mensch nimmt guten Glaubens an, er hab‘ das Äußerste getan. Doch leider Gott’s vergisst er nun, auch noch das Innerste zu tun.“ Möge der Urlaub dazu Gelegenheit geben, dieses Innerste in den Blick zu nehmen.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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