Marko, der Weise
Österreichs Rekord-Teamspieler begeistert uns zwar regelmäßig mit Genialität am grünen Rasen, mit gekonnter Ballbehandlung, verblüffenden Spielideen, starker Präsenz und wichtigen Toren, doch mit dem Begriff Weisheit hätten ihn wohl die Wenigsten in Verbindung gebracht.
Tatsächlich ist das ehemalige Enfant Terrible inzwischen zu einem echten Führungsspieler in der Nationalmannschaft herangereift. Und Arnautovic war immer einer, der sein Herz auf der Zunge trägt und unverblümt zu seiner Meinung steht, der keine von Mediencoaches gebürsteten Worthülsen von sich gibt. Nicht immer sind seine Aussprüche in die Rubrik „Weisheit“ gefallen, oft genug ist er damit angeeckt und hat sich selbst geschadet. Immer ist er jedoch sich selbst treu geblieben. Inzwischen, sagt er, fokussiere er sein Leben ganz auf das Fußballspielen und nicht – wie es früher oft der Fall war – auf das Drumherum. Auch das ist Weisheit. Wer ein starkes Selbst hat, braucht sich nicht damit aufhalten, ein großes Ego vor sich her zu tragen.
Mit seinem Doppelpack in Schweden hat sich Marko Arnautovic nun dem Rekordtorschützen – und Urheber des Begriffs „Doppelpack“ – Toni Polster bis auf acht Treffer herangepirscht. Im Interview nach dem Spiel darauf angesprochen richtete er Toni schöne Grüße aus und beruhigte ihn: „Es gibt nichts zu zittern. Toni kann entspannt bleiben.“ Er kümmere sich nicht um Torschützenlisten, viel wichtiger sei ihm der Erfolg der ganzen Mannschaft und sein großes Ziel nun die Teilnahme an der EM. In punkto Weisheit ist Toni Polster vielleicht nicht die ganz große Hürde, aber auch von diesem gibt es einige kultige Wortspenden, die nur von Blitzgneißern gecheckt wurden und die Zeiten überdauert haben.
Im Blick auf die nächsten Spiele sagt Marko Arnautovic: „Im Fußball geht immer mehr.“ Und das lässt beinahe an den legendären Titel eines Songs von Frank Sinatra denken, der auch als Inschrift auf dessen Grabstein steht: „The Best Is Yet to Come“ – Das Beste kommt erst. Hoffen wir also, dass Marko es noch ordentlich polstern lässt.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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