Alles im grünen Bereich?
Sowohl hinsichtlich des Rennkalenders und der Trainingspläne als auch angesichts des Klimawandels und der rapide dahinschmelzenden Gletscher gibt es gravierende Einwände dagegen.
Der Schisport bekommt in besonderer Weise die Auswirkungen der Erderwärmung zu spüren. Die klimatischen Veränderungen in den alpinen Regionen sind alarmierend und unübersehbar. Da ist längst nicht alles im grünen Bereich. So schauen auch immer mehr Akteur*innen im Schiweltcup über den Tellerrand ihrer sportlichen Aufgaben und Zielsetzungen hinaus, melden sich kritisch zu Wort und fordern mehr Maßnahmen für den Klimaschutz ein. Es steht ja die Zukunft ihres eigenen Sports auf dem Spiel. Der Schizirkus allein wird freilich das Klima nicht retten können, aber er könnte zum Vorreiter für die Klimawende und für einen achtsamen Umgang mit den Ressourcen der Natur werden.
Auch ist der Rennsport kein Selbstzweck und kann nicht autonom agieren. Dahinter stehen mächtige Player wie die Wintersportindustrie, die Tourismusbranche, Sponsoren und Fernsehstationen, die alle ihre Interessen geltend machen und die Fäden in oft gegenläufige Richtungen ziehen. Dementsprechend unterschiedlich fielen die Kommentare rund um die Rennen in Sölden aus. Für Umweltministerin Leonore Gewessler ist es „unverständlich, warum man auf Biegen und Brechen an einem Schistart im Oktober festhalten muss“ und „jetzt in diesem Umfeld auf den letzten Gletscherresten schon Schi gefahren werden muss“. Dem Tourismus in Tirol machen die größten Sorgen Bilder, die nicht winterlich sind, denn ein Rennen in einer schneelosen Landschaft sei keine gute Werbung. Der Organisationschef hingegen zeigte sich entschlossen: „Wir schaffen den frühen Start seit 30 Jahren und wir schaffen ihn auch heuer.“ – Koste es, was es wolle.
Immerhin: Mit frisch verschneiten Berggipfeln konnte das Rennen dann ja doch noch aufwarten. Auf die Dauer wird es freilich unumgänglich sein, sich einzugestehen: Wenn wir nicht alle miteinander sehr schnell „grüner“ werden, dann können wir nur noch im Grünen schifahren. Denn das Klima ist längst im tiefroten Bereich.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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