Jungbrunnen Snowboard
Um noch immer dabei zu sein, habe sie viel Beharrlichkeit gebraucht: „Vor 19 Jahren wurde ich als zu alt angesehen und bin aus allen Kadern geflogen.“ Die Salzburgerin ließ sich jedoch nicht entmutigen. Und sie sollte damit Recht behalten. Riegler wurde im Jahr 2015 am Kreischberg Weltmeisterin und kürte sich vier Jahre später in Bad Gastein zur ältesten Snowboard-Weltcupsiegerin aller Zeiten. Ans Aufhören denkt sie nicht mehr, sondern an das nächste große Ziel: die Olympischen Spiele 2026 in Italien.
Claudia Riegler betont, dass sie immer auf ihren Körper geachtet habe, doch auch die geistige Dimension sei ihr sehr wichtig: „Mein Motto lautet nun: Wollen, nicht müssen.“ Das nimmt Druck weg und befreit zu ungeahnten Möglichkeiten. „Deshalb denke ich, dass da Grenzen durchbrochen werden können, an die allerdings keiner glaubt.“ Die meisten hätten es gar nicht probiert, sondern einfach zu früh aufgegeben. Einer der wenigen ist ihr Kollege Andreas Prommegger, der im vergangenen Februar Weltmeister wurde und vor kurzem 43 Jahre alt wurde. Auch er hat sein Visier schon auf Olympia in Cortina eingestellt. Sein Geheimnis: „Ich gehe auch nicht mehr stur nach Trainingsplan vor, sondern nach Gefühl.“ Es muss wohl auch im Wesen dieses Sports liegen.
Als relativ junge Sportart hat das Snowboarden nicht nur ein jugendlich-anderes Lebensgefühl in die Welt des Wintersports gebracht – vom Bekleidungsstil über die englischsprachigen Fachausdrücke bis dahin, dass Fun und Erlebnis einen höheren Stellenwert haben als Konkurrenz und Wettkampf – sondern scheint auch für diejenigen, die diesen Sport betreiben, ein Jungbrunnen zu sein. Vielleicht hat das etwas mit der unmittelbaren Erfahrung zu tun. Ich kann mit Verbissenheit und Krampf das Snowboard nicht schneller machen, sondern nur mit Balance und Feingefühl. Ich kann es nicht antauchen, sondern es nur gehen lassen. Die dafür nötige Unverkrampftheit und die Fähigkeit, im Gleichgewicht zu sein, tragen sicher dazu bei, den ganzen Menschen jung zu halten.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
Wie denken Sie darüber? Welche Erfahrungen haben Sie persönlich gemacht? Schreiben Sie uns Ihre Meinung!