Nur das Beste, das ich kann
Ein sehr zielstrebiger, ehrgeiziger Freund und Schulkollege war bei einem Abfahrtslauf tödlich verunglückt. Unter dem Eindruck dieser Tragödie habe Innauer einen Vertrag mit sich selbst abgeschlossen: „Wenn ich jetzt noch weitermache, dann mache ich ab sofort immer nur das Beste, das ich kann.“ Er habe es zu seinem Programm gemacht, sich auch schwierigen Situationen zu stellen, statt ihnen auszuweichen, und sich einen beherzten, geradlinigen Umgang mit seinen Zielen, aber auch mit Frustrationen oder Hindernissen anzueignen. Dies habe seine Persönlichkeit umgebaut, dadurch habe sich ein stärkeres, belastbareres Bild von ihm selbst entwickelt. Es wurde immerhin zum Fundament für eine höchst erfolgreiche Karriere.
Dieser Vorsatz hat mich sehr angesprochen. Unsere einzigartigen Fähigkeiten und Begabungen sind ja der Wegweiser, unser innerer Kompass zu einem gelingendem und sinnerfüllten Leben. Wenn ich dem auf die Spur komme, was ich am besten kann, und konsequent daran arbeite, es zur Entfaltung zu bringen, werde ich dem Menschen ähnlicher, der ich sein kann und in den Augen Gottes bin. Die Realität ist ja leider oft ganz anders. Wie viel unserer Zeit und unserer Lebensenergie wenden wir dafür auf, um den Erwartungen anderer gerecht zu werden, um etwas, das wir nicht gut können, so halbwegs mittelmäßig hinzubekommen, um „Dienst nach Vorschrift“ zu machen? Andere Menschen sehen uns jedoch immer im Spiegel unserer bisherigen Handlungen und Leistungen sowie vor dem Hintergrund ihrer eigenen Interessen. Das Beste, das ich kann, die Talente, die noch in mir verborgen sind, kann nur ich selbst sehen, erspüren und erahnen. Darauf wartet niemand.
Es müssen ja nicht gleich Weltrekordflüge auf der Sprungschanze sein. Doch wenn ich mich darauf fokussiere, was ich am besten kann, dann wird es mein Leben in eine andere Richtung lenken. Es kann den entscheidenden Unterschied ausmachen, ob ich im Sprung gehemmt bin, mich kraftlos fühle und auf der Stelle trete, oder ob ich mich mutig und entfesselt von der Erdenschwere abstoße und ohne Selbstzweifel Mauern überspringe, weil ich tief in mir weiß, dass ich es kann.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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