Gänsehaut in Kitzbühel und in Kafarnaum
Österreichs Handballmannschaft spielt bei der EM in Deutschland groß auf. Gleich zwei Allzeit-Rekorde an Stockerlplätzen wurden verbessert: Stefan Kraft überflügelte Janne Ahonen und Mikaela Shiffrin fuhr dem legendären Ingemar Stenmark auf und davon. Bei den Hahnenkammrennen in Kitzbühel hat der Franzose Cyprien Sarrazin den arrivierten Abfahrtsstars gehörig die Show gestohlen. Die Konkurrenten zeigten sich tief beeindruckt von dessen Traumlauf auf der berüchtigten Streif, bei dem er dem großen Marco Odermatt, dem auch keine schlechte Fahrt geglückt ist, fast eine Sekunde aufgebrannt hat. Solch ein respektvolles Lob aus dem Mund der Gegner ist wohl die höchstmögliche Anerkennung.
Als Jesus in der Synagoge von Kafarnaum sein Wirken als Rabbi beginnt, ist es auch ein „Gegner“, nämlich ein unreiner Geist, der als erster erkennt, wer Jesus wirklich ist, und ausruft: „Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.“ (Mk 1,24) Er spürt, dass er gegen diesen geistvollen Menschen nicht bestehen kann. Der Dämon muss sich der Autorität Jesu beugen und den Menschen, von dem er Besitz ergriffen hat, freigeben. Dieses Geschehen löst Staunen und Bewunderung, aber auch Entsetzen, Gänsehaut und Erschütterung aus.
Ein unreiner Geist – was können wir uns darunter vorstellen? Das mag eine Geisteshaltung sein, die die Seele des Menschen vergiftet oder einen dunklen Schatten auf seine Wahrnehmung wirft. Es gibt den Geist der Angst und der Selbstzweifel, der Depression und der Orientierungslosigkeit. Wer davon befallen ist, fühlt sich hin und her gerissen, haltlos und durchgebeutelt wie ein Abfahrer auf der Streif. Beim Schifahren wie im Leben ist es doch so: Je sicherer ich mich fühle, je gefestigter mein Geist ist, umso ruhiger bin ich unterwegs, umso weniger können mich Unebenheiten, Schläge, Eisplatten oder die Spuren anderer aus der Balance werfen. Cyprien Sarrazin strotzt momentan vor Selbstvertrauen. Dadurch gelingt es ihm, unbeirrbar auf seiner Linie zu bleiben.
Jesus bringt diese destruktiven Geister zum Schweigen und stärkt die Menschen in ihrem Selbstwert, in der Gewissheit, von Gott geliebt zu sein, und im Vertrauen. Bei ihm kann ich zur Ruhe kommen und aufatmen. Wieviel Glaube bewirken kann, zeigt unser Handballteam gerade eindrucksvoll. „Die Mannschaft glaubt. Da wäre ich ein Idiot, wenn ich sagen würde, dass ich nicht glaube“, sagte der ÖHB-Sportdirektor zur Halbzeit im Spiel gegen Frankreich. Auch wenn der Glaube in dem Fall nicht ganz gereicht hat, um den übermächtigen französischen Berg zu versetzen.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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