Geistessturm und Sturmgeist
Von diesem biblischen Geistessturm ist es gar nicht so weit zum legendären und vielbeschworenen „Sturmgeist“, der die Grazer „Schwoarzen“ seit jeher auszeichnet und momentan gerade besonders zum Tragen kommt. Er hat einen wesentlichen Anteil am gegenwärtigen Höhenflug.
Das lässt sich an mehreren Details festhalten. Voraussetzung für das Pfingstereignis, das als Geburtsstunde der Kirche bezeichnet wird, ist, dass alle Jünger Jesu „zusammen am selben Ort“ (Apg 2,1) sind. Es beginnt also mit einer intensiven Gemeinschaftserfahrung. Wo Menschen zusammenkommen mit einer verbindenden Basis, einem gemeinsamen Anliegen oder Ziel, da werden ungeahnte Dinge möglich. Am Sonntag waren in der Grazer Merkur-Arena sehr viele Menschen zusammen am selben Ort. Und – wie schon so oft in dieser Saison – entwickelten die vollen Tribünen und die beherzten Gesänge der Fans eine enorme Kraft. Die Spieler schwärmen immer wieder davon, wie sehr diese Energie sie pusht. So sagte Gregory Wüthrich, der mit seinem wuchtigen Kopfballtor in der 69. Minute das ganze Stadion in einen erlösten Freudentaumel stürzte, nach dem Spiel: „An alle Sturm-Fans, dieser Titel ist für euch. Ich liebe euch alle.“ Und Kapitän Stefan Hierländer legte bei der Meisterfeier am Hauptplatz dazu: „Ihr habt uns durch die ganze Saison getragen.“
Am Pfingsttag waren Menschen aus aller Herren Länder in Jerusalem. Als „Pfingstwunder“ wird das Phänomen bezeichnet, dass alle die Apostel in ihrer je eigenen Sprache gehört haben, dass alle sie verstehen konnten. Sie haben wohl eine Sprache gefunden, die direkt ins Herz trifft. Zur Meistermannschaft des SK Sturm gehören – wie meistens im Profifußball – Spieler aus ganz unterschiedlichen Nationen. Auch sie müssen auf dem Spielfeld eine gemeinsame „Sprache“ finden, eine Spielidee verfolgen, die alle verstehen und mittragen. Wenn das gelingt, kommt es zu Fußballspielen, die das Herz höher schlagen lassen.
Noch eine Parallele fällt auf: In der Apostelgeschichte heißt es, nachdem Petrus seine Pfingstpredigt beendet hat: „An diesem Tag wurden ihrer Gemeinschaft etwa dreitausend Menschen hinzugefügt.“ (Apg 2,41) Sturm-Präsident Christian Jauk konnte am Sonntag im Stadion vor Anpfiff des Spiels feierlich das 15.000. Mitglied begrüßen. Das bedeutet eine Verdreifachung der Mitgliederzahlen innerhalb der letzten zwei Jahre. Eine Gemeinschaft, in der ein guter Geist herrscht, ist anziehend. Dort möchte man gerne dazugehören. Dafür ein ganz großes Kompliment!
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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