Träumt mit uns!
Der olympische Traum ist freilich ein anderer, weniger romantischer. Bach spielte auf den zuvor von Juliette Armanet interpretierten John-Lennon-Song „Imagine“ an: „Manche mögen sagen, wir in der olympischen Welt seien Träumer. Aber wir sind nicht die Einzigen. Und unser Traum wird heute Nacht wahr: Eine Realität, die jeder sehen kann. Olympia-Teilnehmer aus der ganzen Welt zeigen uns, zu welcher Größe wir Menschen fähig sind.“ Die mehr als 10.000 teilnehmenden Sportlerinnen und Sportler seien „Teil eines Events, das die Welt in Frieden vereint“, sagte er feierlich. Es gebe hier keinen globalen Norden und Süden, sondern nur Olympioniken, die nach den gleichen Regeln kämpfen. Er beschwor den Geist von Pierre de Coubertin, des Gründers der Olympischen Bewegung, in dessen Heimatstadt die Spiele nun zurückgekehrt seien.
Ganz in diesem Sinne wurde auch der erste Gewinner dieser Sommerspiele gekürt. Der Italiener Filippo Grandi, UNO-Hochkommissar für Flüchtlinge, erhielt im Rahmen der Eröffnungszeremonie den Olympischen Lorbeerkranz für seine Initiative, ein eigenes aus Geflüchteten bestehendes Olympiateam an den Start zu bringen. Er forderte in seiner Botschaft die Welt auf, dem Beispiel dieses Teams zu folgen, das durch seine Teilnahme das friedliche Zusammenleben und den gegenseitigen Respekt fördere: „Sport ist ein Symbol der Hoffnung und des Friedens, woran es unserer Welt heute leider sehr mangelt.“ Diese Athleten seien Leuchtfeuer und Inspiration für viele Menschen, indem sie zeigen, was erreicht werden kann, wenn ein Talent erkannt und gefördert wird und wenn sie die Möglichkeit erhalten, zusammen mit den Besten zu trainieren und Wettkämpfe zu bestreiten.
Und auch Papst Franziskus nahm den Beginn der Olympischen Spiele zum Anlass für den eindringlichen Appell, einen weltweiten Waffenstillstand einzuhalten, wie es in der Antike während der Spiele üblich war: „In dieser sorgenvollen Zeit, in der der Weltfrieden ernsthaft bedroht ist, hoffe ich inständig, dass jeder bereit sein wird, diesen Waffenstillstand zu respektieren, in der Hoffnung auf eine Lösung der Konflikte und eine Rückkehr zur Harmonie.“ Die Olympischen Spiele könnten, „wenn sie wirklich ‚Spiele‘ bleiben, ein außergewöhnlicher Ort für die Begegnung unter den Völkern sein, selbst der feindseligsten“.
Möge Olympia mehr sein als nur ein schöner Traum, der ja meist mit dem Erwachen in die ernüchternde Realität endet.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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