Leidenschaftlich, aber respektvoll
Trotz Beteuerungen von allen Seiten, dass Gewalt in Fußballstadien keinen Platz haben dürfe, gelingt es offenbar noch immer nicht, solche Szenen zu unterbinden.
Unter dem Eindruck ähnlicher Vorkommnisse beim letzten Grazer Stadtderby im vergangenen November haben Bischof Wilhelm Krautwaschl, die Grazer Stadtkirche und die Diözesansportgemeinschaft unlängst zu einem „Runden Tisch“ geladen. Im Priesterseminar tauschten sich Funktionäre der Grazer Bundesliga-Klubs und Vertreter der beiden Fangemeinden darüber aus, wie „Rivalität mit Respekt“ gelingen könne.
„Gewalt steht im krassen Widerspruch zu unserem geliebten Sport“, stellte der Bischof, selbst oft im Fußballstadion anzutreffen, in seinem Begrüßungsstatement klar. Der Kern des Fußballspiels sei verbindend und er fragte, ob der „Geist des Spiels“, der Zweikampf mit Respekt, Fairness, Toleranz, Teamgeist und Verantwortung vereint, nicht derselbe sei, den wir im Glauben den Heiligen Geist nennen. Wolle man sich die Menschlichkeit bewahren, dürfe Leidenschaft nicht in Hass, Rivalität nicht in Feindschaft und Begeisterung nicht in Gewalt umschlagen.
Darin waren sich alle Anwesenden einig. Sturm-Fan Josef Schuster schwärmte vom unvergleichlichen emotionalen Erlebnis inmitten der Masse, die Freud und Leid miteinander teilt. Für den GAK-Fan Michael Rath sind die Fankurven Orte des Freiraums, wo Menschen unterschiedlichster sozialer Herkunft zusammenkommen und etwas Verbindendes erleben. „Fußball muss leidenschaftlich sein, aber auch respektvoll“, sagte Andreas Schicker, Geschäftsführer Sport des SK Sturm. Sowohl er als auch der stellvertretende GAK-Obmann Matthias Dielacher betonten, dass die Vereinsführungen in sehr gutem Austausch sowohl mit ihren Fangruppen als auch untereinander und mit den Behörden stünden. Dielacher gab zu bedenken, dass die Fangemeinden sich in den letzten Jahren stark vergrößert hätten und das Derby sich nach so vielen Jahren Pause nun neu erfinden müsse.
Bleibt zu wünschen, dass die Bemühungen Früchte tragen. Die Stunde der Wahrheit schlägt am 19. Oktober.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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