Diener zweier Herren
Was war passiert? Der fußballbegeisterte Pfarrvikar im niederösterreichischen Weikendorf fungiert seit kurzem auch als Obmann des in seiner Pfarre beheimateten SV Stripfing. Und dieser Zweitliga-Verein ist nicht nur Kooperationspartner des Erzrivalen Austria Wien, sondern warf neulich Rapid im Achtelfinale aus dem Cup-Bewerb. Dass er seiner Freude über dieses „Wunder“ im ORF-Interview gar so überschwänglich Ausdruck verlieh, wurde ihm vom grün-weißen Anhang sehr übel genommen.
Rapid ist bekanntlich eine Religion. Zwar ist es Pelczar zweifellos gelungen, christliche Werte in der Rapid-Familie zu verankern und seelsorgliche Akzente zu setzen. Der „interreligiöse“ Dialog zwischen Fußball und Kirche funktioniert ja meistens ganz reibungslos und im gegenseitigen Interesse. Bei der „Ökumene“ zwischen den einzelnen Fußball-Konfessionen ist allerdings schnell Schluss mit Freundlichkeiten.
Hier gilt wohl der Ausspruch Jesu aus der Bergpredigt: „Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten.“ (Mt 6,24) Christoph Pelczar beteuert, er habe sich seit vielen Jahren für ein Miteinander, gegen Rassismus, Ausgrenzung, Hass und Gewalt eingesetzt, und hofft, dass diese Vorfälle vielleicht ein Weckruf für eine verstärkte Debatte über Fankultur seien. Natürlich muss man nicht Rapid-Fan sein, um als Seelsorger dieses Vereins zu wirken. Aber das Bekenntnis zu einem Fußballklub ist – wie das zu einer Religion – immer ausschließlich und unkündbar.
In anderer Weise hat sich dieser Bibelvers für einen Spieler des FC Blau-Weiß Linz konkretisiert. Der Verein gab am Wochenende bekannt, dass Silvan Wallner „sich aufgrund privater Gründe nicht mehr in der Lage fühlt, seine aktive Profikarriere als Fußballer weiterzuführen“. Der 22-jährige Schweizer selbst teilte mit: „Ich bin gläubiger Christ und lese die Bibel. … Jesus Christus möchte ich folgen und der biblische Ruhetag ist mir dabei wichtig geworden. Für mich als Profi heißt dies, dass ich von nun an am Samstag nicht erwerbsmäßig Fußball spielen will.“ Für mich persönlich ist diese Unvereinbarkeit zwar nicht ganz nachvollziehbar, aber der Fall könnte ein Anstoß sein, darüber ins Gespräch zu kommen, wie im Profisport besser auf religiöse Bedürfnisse Rücksicht genommen werden kann.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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