Viel erhoffen, wenig erwarten
Die Rennen vor heimischem Publikum sollen nicht unter Druck setzen, sondern beflügeln. Denn angesichts der bisher eher mäßigen Erfolge in dieser Saison seien die Erwartungen nicht sonderlich hoch.
Die Devise ist bei den ersten Bewerben voll aufgegangen. Eine Goldmedaille und drei Silberne bei den Speed-Disziplinen sind eine Ausbeute, die sich durchaus sehen lassen kann. Bis auf den Team-Bewerb zum Auftakt hat es für die rot-weiß-rote Fangemeinde bis jetzt bei jeder Siegerehrung etwas zu jubeln gegeben.
Hoffnung hat einen anderen Charakter als Erwartungen. Hoffnung vermag, ungeahnte Kräfte freizusetzen, während Erwartungen Druck ausüben und dazu führen, dass auch das Mögliche unerreichbar bleibt. Das Evangelium erzählt immer wieder von Menschen, die in der festen Hoffnung auf Heilung zu Jesus kommen. Und Jesus begründet die erfolgte Heilung meistens mit Worten wie: „Dein Glaube hat dir geholfen.“ Nicht eine übermenschliche Wunderkraft, über die Jesus verfügt, bewirkt die heilsame Veränderung, sondern das tiefe Vertrauen, das Menschen ihm entgegenbringen. Es ist immer ein Beziehungsgeschehen und ein Akt des Gebetes, in dem Jesus und dieser Mensch gemeinsam eine bestimmte Lebenssituation vertrauensvoll vor Gott hinlegen.
Umgekehrt musste auch Jesus gerade in seinem Heimatort Nazaret die bittere Erfahrung machen, dass Erwartungen und eine Haltung der Skepsis sein Wirken untergraben und seine Kräfte binden. Gerade diejenigen, die Jesus von klein auf kennen, begegnen ihm mit Misstrauen und Ablehnung. So heißt es: „Er konnte dort kein Wunder tun.“ (Mk 6,5) Jesus konnte sich nur selbst wundern über ihren Unglauben.
So kann ein Heimvorteil schnell in einen Heimnachteil kippen. Möge bei der Schi-WM der Heimvorteil der momentanen Begeisterung anhalten und unsere Athlet*innen zu weiteren Spitzenplätzen pushen.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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