100 Mal Hingabe, Talent und Herz
Die US-amerikanische Schiläuferin hat längst alle bestehenden Rekorde pulverisiert und selbst Legenden wie Ingemar Stenmark weit hinter sich gelassen. Bei mehr als einem Drittel der 278 Weltcup-Rennen, bei denen sie bis jetzt an den Start gegangen ist, hat sie mit Bestzeit abgeschwungen. In allen sechs alpinen Disziplinen konnte Shiffrin in ihrer einzigartigen Karriere bereits Siege feiern. Und ein Ende ist für die erst 29-Jährige noch lange nicht abzusehen.
Mich beeindrucken aber nicht nur die Präzision und Konstanz, mit der die Ausnahmeathletin auf höchstem Niveau schifährt, und ihre elegante, beinahe immer perfekt ausbalancierte Körperhaltung, sondern ebenso die Art und Weise, wie sie als Mensch in Erscheinung tritt. „Mikaela Shiffrin ist wirklich einzigartig. Sie stellt in ihrem Sport nicht nur einen Rekord nach dem anderen auf, sondern tut dies auch mit einem Gefühl von Bescheidenheit und Anmut“, merkte die Präsidentin des US-Verbandes Sophie Goldschmidt zum Jubiläumssieg ihres Superstars an.
In Interviews wirkt Shiffrin stets sympathisch, ehrlich und geradlinig. Sie zeigt großen Respekt vor ihren Mitstreiterinnen und ist sich nicht zu gut, deren Leistungen anzuerkennen oder sich mit ihnen mitzufreuen. Sie scheut sich auch nicht, menschliche Schwachheit zuzugeben oder heikle Themen anzusprechen. Als sie einmal nach dem Rennen ihren Monatszyklus als Grund für mangelnde Fitness ins Treffen führte, war der dolmetschende ORF-Reporter so überrumpelt, dass er die Aussage völlig falsch übersetzte. Aber Mikaela Shiffrin hat damit einen Prozess der Enttabuisierung dieser für den Frauensport doch sehr relevanten Materie in Gang gesetzt.
Der internationale Schiverband (FIS) twitterte zu ihrem Jubiläum: „Mit jedem Sieg hat sie Hingabe, Talent und Herz gezeigt und damit Generationen inspiriert.“ Doch die so Umjubelte blieb sogar im Moment des Triumphes – wenn auch emotional tief bewegt – auf dem Boden und hielt fest, dass selbst nach 100 Siegen der Erfolg nicht von alleine käme. Auch die anderen Athletinnen würden hart trainieren, hervorragend performen und an die Spitze drängen: „Nur die beste Leistung bringt den ersten Platz.“ Und ergänzt dankbar: „Man darf es nicht erwarten. Aber wenn es passiert, muss man es wertschätzen.“ Mit ihrer Hingabe, ihrem Talent und ihrem Herz wird es wohl noch des Öfteren passieren. Freuen wir uns darauf, ihr dabei zusehen zu dürfen!
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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